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Zu Beginn ein Wort...

Warum auch immer - seit Kindheitsjahren drängt es mich, immer wieder zu sagen, was ich denke. Allerdings ist es ein langsamer Prozeß, erst einmal muss sich ein Verständnis dafür entwickeln, was man wie und auch wann sagen kann - ohne dass die Folgen einem das Leben zu schwer machen.

Sodann musste sich ein Verständis dafür entwickeln, was gesagt werden muß - will man sich nicht selber verraten, sich nicht selber verbiegen oder schlichtweg verleugnen.

 

Ich gebe zu - es gab lange Zeiten, da habe ich nichts gesagt, oder nur gaaaaanz vorsichtig.

 

In einer Welt, in der Jemande, der/die nicht weiß, wer oder was er/sie ist, da bedeutet oft ein einziges Wort, ein kleiner Satz, ein "Nein" oder ein "Aber...", den gefühlten Verlust der Nähe, der Geborgenheit. einer Freundschaft, der Liebe, sofern dies alles überhaupt bestand/besteht...

 

Da kommst du auf die Welt, stellst kurz nach der Geburt fest, du wirst abgelehnt, so wie du bist. Und dennoch tut alle Welt und tun auch deine Eltern so, als wäre alles in Ordnung und geben sich alle Mühe, dir zu vermitteln: Du wirst geliebt, es ist alles in bester Ordnung...

 

Später erfährst du irgendwann mehr oder weniger nebenbei, dieses Wesen, welches da geboren wurde, sollte eigentlich ein... sein und ist doch optisch wahrnehmbar ein ... (gewesen)

 

Es beginnt zu rotieren in deinem Kopf - alles was immer irgendwie falsch erschien, alles was immer du versucht hast richtig zu machen, all dies, so stellt sich nun heraus, hat sich gegen dich und dein ureigenstes Wesen gerichtet. Kein Wunder, wenn du dich ständig abseits, ständig unverstanden, ständig ungeliebt gefühlt hast - auch und gerade weil alle dir genau das Gegenteil vermitteln wollten, dies sogar wirklich so gemeint hatten..

Aber immer noch ist jeder Versuch zu vermitteln, was du fühlst, denkst und bist, einfach unerträglich in seinen Auswirkungen.

 

Ganz langsam fängst du an, mehr und mehr, ganz vorsichtig und heimlich, dich selber wahrzunehmen als der Mensch, das Wesen, der Teil dieser ganzen Welt, der oder besser die du tatsächlich bist. Erste Versuche es jemand zu sagen, vielleicht ein wenig Verständnis zu bekommen schlugen grandios fehl. Ob es der evangelische Priester (du wurdest evangelisch erzogen) oder der katholische Geistliche war - beide sagten mit klaren Worten: In Gottes Schöpfung ist für so etwas wie dir kein Platz.
Das war vor Jahrzehnten, ich machte mich auf die Suche, nach meinem Platz in dieser, doch unzweifelhaft vorhandenen Schöpfung. Christliche Religionen, das Judentum, der Islam, auch der Buddhismus - sie alle konnten mir keinen Platz bieten, auch wenn im Buddhismus sich bei mir erste, noch ganz winzige, Vertrautheiten zeigten. So suchte ich weiter, ging in der Zeit zurück, Naturreligionen faszinierten mich und so gelangte ich auf einer langen verzweifelten Suche zu Laotse und war doch nicht wirklich angekommen...

 

Doch bei Laotse entdeckte ich etwas, "Tao" genannt - in dessen usprünglichen Beschreibungen ich auch meinen Platz fand. Ich war beim Daoismus angekommen.

Seither weiß ich, spüre ich und fühle es mit  jeder Faser meines Seins: Ich bin ein Teil dieses grandiosen Ganzen, bin mit Allem verbunden und ja, ich kann hier sein.

 

Angekommen und zufrieden, zum ersten Mal in meinem Leben, begann ich diese Welt zu erforschen, stellte fest, welche oft gewaltigen Auswirkungen auch meine kleinste Tat haben kann und auch hat. Ja - selbst das, was ich nicht tat, es hatte ebenso gewaltige Auswirkungen.

Und ich begriff:

Ich trage Verantwortung für mich und mein Tun, aber auch für mein Nicht-Tun. Meine Kraft beziehe ich aus dem Dao, der Welt ohne omnipotente Wesenheit, die von uns Allen und von Allem darin getragen, gespeist und erhalten, ja entwickelt wird. Und diese Entwicklung richten die meisten Menschen gegen sich und uns alle, egal welches Lebewesen.

 

So versuche ich denn die Fesseln meiner Erziehung, der Gesellschaft, Kultur und auch meines begrenzten Verstandes, soweit zu lösen, dass ich dieser Verantwortung gerechter und gerechter werde. Ich mache Fehler über Fehler, aber auch immer mehr Fehler nicht mehr - es entwickelt sich mein Leben, bei dem ich heute mit rund 60 Jahren angekommen bin, immer weiter im Sinne des großen Ganzen, des Dao.

 

Mein Name, den ich mir vor langer Zeit selber wählen konnte und den mir tatsächlich Menschen in meiner Umgebung vorgaben, mein Name "Nadine" ist abgeleitet von dem Namen "Nadja". Das namensgebende Wort aus dem Russischen ist "nadeschda" und bedeutet "Hoffnung", wie ich mittlerweile weiß.

 

Dieser Blog ist entstanden, hat seinen Namen aus meinem Bauch und eben dieser Entwicklung heraus bekommen. Wenn ich mein Maul nicht aufmache, werde ich meiner Verantwortung nicht gerecht.
Wenn niemand das Maul aufmacht, dann wird sich auch niemals zum Besseren ändern, was falsch läuft
- also macht mit mir Euer Maul auf! 

 

Herzlich willkommen auf dem "Maul-Aufreiss-Blog"